Am 14. Januar 2022 jährt sich zum zweihundertsten Mal der Tag, an dem Louis Spohr seinen Dienst als Hofkapellmeister in Kassel antrat. Eigentlich wollten wir diesen Tag mit einem kleinen Fest begehen. Allein Covid lässt das nicht in dem Rahmen zu, den wir dafür überlegt hatten.
Vielleicht können wir mit unserem kleinen Video auf YouTube dennoch ein wenig von dem vermitteln, was wir uns für diese kleine Feierstunde überlegt hatten. Bitte besuchen Sie uns gern auf unserer Website oder auf Facebook. Und auf hr2, dem Kultursender des Hessischen Rundfunks, sind wir mit einem Liveinterview vom 14. Januar auch zu hören.
Wie und was fand Louis Spohr vor, als am 14. Januar 1822 über den Sandershäuser Berg nach Kassel kam?
Wir wissen, dass der 28jährige Violinvirtuose, Komponist, Musikpädagoge und Dirigent sein erstes Quartier an der Schönen Aussicht in Kassel bezog. Später siedelte er dann in ein Gartenhaus um, das „Vor dem Cölnischen Thor“ – quasi im Landkreis Kassel stand. Das Haus wurde bereits im letzten Jahrhundert abgerissen und musste einem Geschäftsbau weichen. Heute entsteht dort an der Spohr-Straße der Neubau der Kasseler Sparkasse. Unweit des Gebäudes, das jahrzehntelang das Finanzamt Kassel-Spohrstraße beherbergte.
Von seinem Haus hatte es Spohr nicht weit zu seiner Wirkungsstätte, dem Kasseler Hoftheater, das seinerzeit dort stand, wo sich heute die „Galeria“ befindet. Unmittelbar neben dem Palais „Waitz von Eschen“ – heute C&A. Vis à Vis der Stadtkommandantur. Heute Juwelier Pandora Store.
Die Verbindung Militär und Spohr ist eine besondere. Einer seiner begabtesten Schüler Hugo Staehle war der Sohn des Stadtkommandanten. Und die Hofkapelle, die ihm der Kurfürst zur Verfügung stellte, bestand im Wesentlichen aus Gardemusikern. Der aktuelle Chef des Heeresmusikkorps Kassel steht in der direkten militärischen Nachfolge von Louis Spohr. Spohr durfte das Bunte Orchester, so benannt nach den bunten Uniformen, in denen die Soldaten musizieren mussten, mit einigen sehr guten Zivilen Musikern ergänzen. Für den zivilen Teil ist der Kasseler GMD Maestro Francesco Angelico Spohrs Nach … Nach … Nachfolger. Spohr war der erste GMD in Kassel.
Nahezu 300 Werke sind uns aus Spohrs Feder überliefert. Spohrs Oper „Jessonda“ wurde bereits 1823 in Kassel uraufgeführt. Einen Livemitschnitt der Ouvertüre haben wir im Video angespielt. Das Original des Mitschnitts ist mit Kammersolisten des Heeresmusikkorps 2 unter der Leitung von Oberstleutnant (OTL) Reinhard Kiauka im Musensaal von Schloß Wilhelmsthal entstanden.
Drei Einspielungen von Spohr-Liedern mit Christine Brinkmann (Sopran) und Boris Teŝíc (Gitarre) aus dem Logenhaus in der Murhardstraße 6 verweisen auf das weitgehend in Vergessenheit geratene Liedschaffen des Freimaurers Louis Spohr.
Am 22. Oktober 1859 starb der Ehrenbürger der Stadt Kassel Dr. h.c. Louis Spohr. Er ist in einem Ehrengrab auf dem Kasseler Hauptfriedhof beigesetzt worden.
ViSdPG
Dr. Lorenz B. F. Becker